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Ende des 19. Jahrhunderts: Die „Spitzmusik“ und die „Dorfer Musik“

 

Schon vor dem ersten Weltkrieg hatten die beiden Kapellen ihren festen Platz im Dorf:
Die „Dorfer Musik“ mit ca. 20 Mitgliedern war am Hergottstag (Fronleichnam), Gallenkilwi (Patrozinium) und anderen feierlichen Anlässen nicht wegzudenken. Dazu kam der Brauch, die Harmersbacher am ersten Mai vom Katzenschrofen und vom Schiebestei (Holdersbachtal) aus mit Musik zu wecken. Hauptakteure waren zwei Gruppierungen: die „Spitzmusik“ und die „Dorfer Musik“ (kurzzeitig „Blasmusik Concordia Oberharmersbach“). Treibende Kraft der Erstgenannten war Georg Killig („Spitzjörg“) im Dörfle (Ortsteil Riersbach) – daher auch der Name. 1880 trafen sich dort rund ein halbes dutzend Musiker, die vorwiegend als Hausmusik des Sonnenwirts auftraten. Die Verbindung zum Kirchenchor erweiterte das Repertoire der Spitzmusik, woraufhin sich schon eine Zusammenarbeit mit der Dorfer Musik abzeichnete. Die Dorfer Musik hatte Ihren Ursprung mit Postkurier Benjamin Haaser, der während seines Militärdienstes als Trompeter bei der Kavallerie eingesetzt war und somit das nötige Know-how für eine musikalische Formation erlernt hatte. 1875 scharten sich sieben Mann um Benjamin Haaser, die Anfänge der „Dorfer Musik“ waren gemacht. Mit viel Idealismus und Liebe zur Musik setzte sie ständig neue Akzente im kulturellen Leben des Ortes. Als Benjamin Haaser 1880 wegen der anhaltenden Not auswandern musste, trat Salomon Kornmayer an seine Stelle. Zehn Jahre später übernahm Ludwig Braun den Dirigentenstab, zeitweise war die „Dorfer Musik“ kaum mehr als eine Handvoll Musiker.
1855: die Anfänge der Oberharmersbacher Musik
 
Ursprung nahm die Kapelle in Familien wie der des Hubbauer, der mit seinen Kindern 1852 seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte oder der des Jedensbachbauer, der mit seinen elf Kindern die Jedensbachkapelle begründete. Nicht unentscheidend dürfte auch gewesen sein, dass der damalige Jedensbachbauer Josef Lehmann von 1844 bis 1861 Bürgermeister des Tals war. Die Förderung des kulturellen Lebens wurde auch als Aufgabe der Gemeinde gesehen.
In einem Schreiben von 1855 wird erwähnt, dass „eine türkische Musik aus Gemeindsmitteln“ unterhalten wird. Anlässe zum musizieren waren Hochzeiten und religiöse Feiertage – die instrumentelle und zahlenmäßige Besetzung ist nirgendwo vermerkt. Es dürften allerdings selten mehr als ein dutzend Musiker gewesen sein.
 
Trotz aller Schwierigkeiten der Zeit damals und der großen Freizeitkonkurrenz heute hat es die Miliz- und Trachtenkapelle auf eine mittlerweile über 150-jährige Geschichte gebracht.
Sie hat sich zu einem ernst zu nehmenden sinfonischen Blasorchester entwickelt, das mit über 80 Musikern – darunter seit 2004 auch weibliche Mitglieder – den Sprung in eine moderne Gesellschaft geschafft hat.
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